Schatzkarte gab es keine: Von Generation zu Generation gaben die Weisen der Karibenindianer die Fundorte der Grünen Steine weiter, die für sie so wertvoll waren wie Diamanten. Doch mit den Ureinwohnern ging dieses Wissen unter. Jetzt entdeckte ein Juwelier in Grenada durch Zufall eine Lagerstätte. Er fertigt aus dem Material Schmuck mit indianischen Motiven – doch selbst für Fachleute bleibt der Stein ein Mysterium.

Von Bernhard Grdseloff

“Wir kaufen Fundstücke aus der Zeit der Ureinwohner auf, um zu verhindern, dass sie ins Ausland geschafft werden“, sagt Juwelierin Eva Kachelriess. Dabei wurden der Eigentümerin der Schmuckkette ‘Lisa‘s“ immer wieder Figuren aus grünem Stein angeboten. “Das waren ganz offensichtlich Fälschungen“, erzählt sie. “Doch dann stießen wir in archäologischer Literatur auf Hinweise, dass grüne Steine für die Kariben sehr kostbar waren.“

Neugierig geworden machten sich Eva Kachelriess und ihr Mann Lutz, ein Edelstein-sachverständiger, auf die Jagd nach den  grünen Diamanten. Sie gingen den Fälschungen nach und kamen so zur Quelle der Steine. Zuerst hielt das Paar ihren Fund für Olivin.  Als sie jedoch eine Probe nach Deutschland schickten, stellte sich heraus, dass es sich um etwas bisher unbekanntes handelte.

“Das Material ist selbst mit elektrischen Schleifgeräten nur sehr schwer zu bearbeiten“, berichten die Schmuckmacher, die aus dem grünen Stein in ihrer Werkstatt  Anhänger und Armbänder mit Goldfassungen fertigen. ‘Mit den primitiven Mitteln der Indianer muss es extrem mühsam gewesen sein.“

Der wiederentdeckte Stein hat noch keinen Namen. Das Juwelierpaar möchte dafür die alte Bezeichnung der Kariben heranziehen – was nicht so einfach ist: Die Indianer unterschieden in ihrer Sprache nach grünen Steinen für Frauenschmuck, genannt ‘Tacoúlaoüa“ und solchen für Männer – ‘Tlimáparacola Balou Balou“…